Frack-Maßschneiderei

Die Frack-Maßschneiderei blickt in Europa auf eine 300-jährige Geschichte zurück. Der Ursprung liegt in England, wo der „frock“ zunächst von der arbeitenden Klasse und ab den 1730er-Jahren auch von jungen Adeligen zu informellen Anlässen getragen wurde. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Frack allmählich nur mehr bei besonderen Gelegenheiten ausgeführt. Darüber hinaus gilt der Frack als Dienstkleidung der Dirigent:innen und ist auch im Reit- und Tanzsport fix verankert.
Das komplexe Herstellungsverfahren eines Fracks erfordert viel Erfahrung und Wissen über Anatomie, Bewegungsmuster, Schnitte, Stoffeigenschaften und Etikette. Jedes Element des Fracks (Jacke, Hose, Weste etc.) hat etablierte gestalterische Merkmale und durchläuft mehrere Herstellungsprozesse. Prägnantes Erkennungsmerkmal des Fracks ist die Jacke, die vorne taillenkurz ist, grundsätzlich offen getragen wird und am Rückenteil über knielange „Schwalbenschwänze“ verfügt. Allein die Frackjacke besteht aus elf Einzelteilen. Der:die Schneidermeister:in braucht für ihre Fertigung viel Fingerspitzengefühl, das durch jahrelange Erfahrung erworben wird.
Der Herstellungsprozess geschieht üblicherweise im Austausch mit dem künftigen Besitzer, der die Werkstatt bis zu dreimal besuchen muss, bis der Frack richtig sitzt. Oft wird ein Frack aber auch von einer Generation an die (über-)nächste weitergegeben und für den neuen Träger angepasst. Da der Frack immer wieder geändert werden kann, ist er ein besonders langlebiges und nachhaltiges Kleidungsstück. Nur mehr wenige Werkstätten und Schneider:innen fertigen das aufwendige Kleidungsstück per Hand an. Durch Vorträge an Universitäten, Führungen durch die Werkstätten und spezifische Ausbildungen für Schneider:innen versuchen die bestehenden Betriebe, das Wissen rund um die Fertigung und Etikette dieses Kleidungsstücks zu erhalten.
Frack-Maßschneiderei, Foto 2
Foto: Knize & Comp.
Frack-Maßschneiderei, Foto 1
Foto: Knize & Comp.