Neuaufnahmen in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes 2023

Vom Streuobstanbau über die Spieltraditionen der Blasmusikkapellen bis zur Holzschindelerzeugung

Mit 4. Dezember 2023 wurden sechs weitere Elemente in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen und ergänzen in ihrer Vielfalt die gelebten Traditionen und Praktiken in Österreich. Insgesamt sind im österreichischen Verzeichnis derzeit 163 Elemente gelistet. Die Steiermark ist zurzeit mit insgesamt 48 Beiträgen (elf steirischen, vier gemeinsamen mit anderen Bundesländern, 33 österreichweiten) vertreten.

 

„Die Neuaufnahmen sind eine weitere Bereicherung zur Sichtbarmachung dieser großartigen Vielfalt und Kreativität. Das nationale Verzeichnis spiegelt ein mannigfaltiges Spektrum an Traditionen wider. Ich begrüße insbesondere, dass alle Bereiche, wie Theater, Tanz und Musik, traditionelles Handwerk, Rituale und Feste, aber auch lokal überliefertes Wissen im Umgang mit der Natur in dem Verzeichnis vertreten sind.“, freut sich Staatssekretärin Andrea Mayer.

 

„In diesem Jahr feiern wir das 20-jährige Bestehen der Konvention zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes. Die Besonderheit und Bedeutung des lebendigen Erbes liegen vor allem in der gestärkten und vertieften Wahrnehmung von gelebtem kulturellem Erbe. Von Generation zu Generation werden Praktiken, Erfahrungen, Techniken und Wissensformen weitergegeben. Sie sind wichtiger Teil des Zusammenlebens und werden Ausdruck des Reichtums menschlicher Kreativität.“, so Sabine Haag, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission.

 

Die Wichtigkeit für die Gemeinschaft betont auch die neu gewählte Vorsitzende des Fachbeirates für immaterielles Kulturerbe Claudia Peschel-Wacha: „163 Elemente des Immateriellen Kulturerbes sind nun in Österreich gelistet und zeigen eindrucksvoll, wie Kulturerbe im Alltag von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen gepflegt, gelebt und weiterentwickelt wird. Die Träger:innen des Immateriellen Kulturerbes leisten einen wichtigen Beitrag für ein Leben in Gemeinschaften und letztendlich für unser aller Zusammenleben. Mit dem Eintrag im Nationalen Verzeichnis wollen wir dies würdigen und sichtbar machen.“

Spieltraditionen der Blasmusik
Foto: Fred Lindmoser
Schindel klieben
Foto: Siegfried Ellmaurer

„Die Träger:innen des Immateriellen Kulturerbes leisten einen wichtigen Beitrag für ein Leben in Gemeinschaften und letztendlich für unser aller Zusammenleben. Mit dem Eintrag im Nationalen Verzeichnis wollen wir dies würdigen und sichtbar machen.“, so Claudia Peschel-Wacha, Vorsitzende des Fachbeirates für immaterielles Kulturerbe.

Folgende drei Elemente wurden per 4.12.2023 österreichweit aufgenommen und umfassen somit auch die Steiermark: 

 

    • Die Klang- und Spieltradition österreichischer Blasmusikkapellen: Der typische Klang dieser Spielpraxis wird vor allem durch die Verwendung von weitmensurierten Blechblasinstrumenten wie Flügelhorn und Tenorhorn/Bariton geprägt, die einen weichen Klang erzeugen. Heutzutage wird diese Praxis von über 140.000 Blasmusiker:innen in 2.185 Musikkapellen und 1.276 Jugendorchestern lebendig gehalten und gepflegt.

 

    • Streuobstanbau in Österreich: Der Streuobstanbau, wie er heute praktiziert wird, entstand vor allem ab dem 17. Jahrhundert. Streuobstwiesen sind das Ergebnis einer landwirtschaftlich-kulturellen Entwicklung und eng mit menschlichem Wissen verbunden. In ganz Österreich wird der Streuobstanbau bis heute durch das Engagement von Obstbaumbesitzern, Mostereien, Direktvermarktern, Initiativen, Vereinen und Verbänden am Leben gehalten und weitergegeben.

 

    • Wissen um Holzschindelerzeugung – Schindel klieben/spalten: Holzschindeldächer sind besondere Blickfänger in der Landschaft. Die Arbeit des „Schindel kliabn‘s“ ist seit Generationen tradiert und wird von regionalen Almbauer:innen und Waldarbeiter*innen ausgeübt. Holzschindel sind ein weit verbreitetes altbewährtes Dachdeckungsmaterial mit einem äußerst geringen ökologischen Fußabdruck. Im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert, wird das Handwerk an jüngere Generationen immer noch weitergegeben.

     

    Zusätzlich wurden in einzelnen Bundesländern regionalspezifische Traditionen aufgenommen: 

     

      • Die Zunftbräuche der Zimmer:innen von Windischgarsten (Oberösterreich): Seit dem Jahr 1498 haben verschiedene zünftische Bräuche unter den Zimmer:innen in Windischgarsten bis heute Bestand. Am Jahrestag der Zimmererzunft findet ein Messbesuch in der Pfarrkirche statt, gefolgt von einer Zusammenkunft in einem Gasthaus, wo die zwei Zunftladen von Zunftmeister*in und einem Stellvertreter:in geöffnet werden. Die Anwesenden tragen sich in die Zunftbücher ein und entrichten das „Zunftgeld“ für die Erhaltung der Zunftfahne und soziale Zwecke.

     

      • Loahmmandel der Region Steyr-Garsten, Enns- und Steyrtal (Niederösterreich, Oberösterreich): „Loahmmandel“ oder auch „Loahmmandl“ sind Krippenfiguren, aus Ton entweder nach typischen regionalen Krippenfiguren selbst modelliert oder von vorgefertigten Modeln abgeformt und halbreliefmäßig gearbeitet, gebrannt und anschließend bemalt. Ein wesentliches Element der Erstellung der Loahmmandel ist auch die gelebte Krippengemeinschaft und der regelmäßige Austausch unter den Mitgliedern. Dies kommt im Besonderen beim Brauch des Krippenschauens zum Ausdruck.

     

      • Herstellung und Verwendung der Montafoner Trachten (Vorarlberg): Das Montafoner Schäppele, ein aus silbernen und goldenen, gekräuselten Metallfäden und kleinen Metallblumen zusammengesetztes Krönchen oder etwa das Montafoner Mäßle sind Merkmale der Montafoner Tracht. Die typische Stoff- und Farbwahl, Motive, Herstellungsart sowie die verwendeten Materialien sind durch die Region bestimmt.