Das Schifferlsetzen - ein Mariazeller Brauch zum Nikolaustag

„Bereits im 15. Jahrhundert soll der Brauch des Schifferlsetzens im Mariazeller Land am Nikolaustag verbreitet gewesen sein.“, erzählt Andreas Schweighofer, Obmann des Mariazeller Heimathauses. „Mariazell dürfte in früherer Zeit eine enge Beziehung zum hl. Nikolaus als Schutzpatron der Seefahrer und Schiffer gehabt haben, lebten doch damals viele Flößerfamilien in Mariazell, die von hier aus Holz nach Wien lieferten.“ Da der hl. Niklaus auch der Schutzpatron der Kinder ist, wurden für den kinderfreundlichen Heiligen schließlich Papierschiffe gebastelt, in der Hoffnung, dass diese mit Süßigkeiten befüllt werden. Der steirische Volkskundler Sepp Walter (1915-2005) nimmt an, dass dieser Brauch durch die Benediktiner nach Mariazell gekommen sei, denn der Wallfahrtsort wurde von den Benediktinern des Stifts St. Lambrecht betreut und in den Schulen der Benediktinerklöster soll der Brauch des „Schifferlsetzens“ im 15. Jahrhundert bereits bekannt gewesen sein.

Aber wie läuft dieser Brauch nun ab? Kinder basteln zu Beginn des Advents Papierschiffe, bemalen diese und verzieren sie mit allerlei Sprüchen, wie beispielsweise: „Heut setz‘ ich mein Schifflein aufs trockene Land, bei meiner Tant‘ bin ich bestens bekannt“. Manche Schiffe werden sogar sehr aufwändig mit Mast und Seilen (Stäbchen und Fäden) gebaut. Am Abend des 5. Dezembers werden die Schifferl „gesetzt“, das bedeutet, sie werden bei Verwandten, Taufpat:innen oder Nachbar:innen möglichst unbemerkt ins Vorhaus gestellt. Am Nikolaustag schließlich werden sie von den Kindern mit dem Spruch „Bitt‘ schön um mei‘ Schifferl“ wieder abgeholt – befüllt mit Süßigkeiten, Lebkuchen und Mandarinen.

Das Mariazeller Heimathaus ist sehr bemüht, diesen Brauch an junge Menschen weiterzugeben und veranstaltet daher jährlich vor dem Nikolaustag ein gemeinsames „Schifferl-Basteln“ im Mariazeller Heimathaus. Denn als regionales Museum bietet das Heimathaus nicht nur vielseitige Einblicke in die Geschichte des Mariazeller Landes, sondern setzt auch die Vermittlung kultureller Besonderheiten.

Weitere Infos unter: www.mariazeller-heimathaus.at