Steirisches Kulturerbe: Neuaufnahmen in das österreichische Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes

Seit 2010 führt die Österreichische UNESCO-Kommission das Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich. Ein Fachbeirat der Österreichischen UNESCO-Kommission entscheidet jährlich über Neuaufnahmen bestehender Elemente. Das österreichische Verzeichnis zählt nun per 2. April 2024 insgesamt 168 Eintragungen. Die Steiermark ist im nationalen Verzeichnis derzeit mit insgesamt 52 Beiträgen (zwölf steirischen, vier gemeinsamen mit anderen Bundesländern, 36 österreichweiten) vertreten.

 

Folgende Neuzugänge bereichern per 2. April 2024 die bereits bestehende Vielfalt an gelebten Traditionen in Österreich:

 

  • Der Pestkerzenumzug am Umgangssonntag in St. Benedikten (Steiermark) der Gemeinschaft der Kirchenbauern:bäuerinnen findet jährlich im Rahmen eines Fronleichnamsgottesdienstes am Herz-Jesu-Sonntag statt und wird als Feldmesse abgehalten. Dabei wird die Pestkerze geschmückt, aufgestellt und bei einer Prozession von einem Hochfeldaltar zum anderen mitgeführt. Die Tradition des Pestkerzenumzugs geht auf ein Versprechen der Bauern:Bäuerinnen vor vielen Jahrhunderten zurück, eine überdimensionale Kerze als Dank für das Überleben der Pest zu spenden und einmal im Jahr bei einer Prozession mitzutragen.
    Pestkerzenumzug
    Foto: Klösch

 

  • Siniweln. Wissen um den Rundholzblockbau mit dem Senkmodel (Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg): Die Wandkonstruktionen im Alpenraum umfassen neben verschiedenen Formen des Steinmauerwerks Blockkonstruktionen aus Nadelholz. Für Viehställe, Almhütten und Holzstuben verwenden die Bauern:Bäuerinnen und Holzknechte:mägde. möglichst gerade, entrindete Rundstämme mit gleichen Durchmessern. Als Holzverbindungen werden an den Ecken Rundkerben mit Hilfe des Senklotes fugendicht ausgehackt, sodass in den Legern kein Wasser eindringen kann. Diese Handwerkstechnik wird von Bergbauern:bäuerinnen und Holzarbeiter:innen seit vielen Generationen weitergegeben.
    Siniweln - Rundholzblockbau
    Foto: Siegfrid Ellmaurer

 

  • Tarock-Königrufen (österreichweit) ist ein Kartenspiel aus der Familie des Tarocks. Es wird österreichweit seit mehr als zwei Jahrhunderten gespielt und ist bis heute weit verbreitet. Das „Königrufen“ ist ein besonderes Kartenspiel, das mit der europäischen und der österreichischen Geschichte verbunden ist. Es besticht durch spielerischen und sprachlichen Variantenreichtum, Strategie und das Training der Merkfähigkeit. Die Spieler:innen nennen sich meist einfach Tarockierer:innen.
    Tarock
    Foto: Franz Mittmannsgruber

 

  • Wissen und Praktiken der Hufschmied:innen (österreichweit): Ursprünglich diente die Hufbeschlagskunst dem Überleben der Menschen durch die Nutzung von Pferden als Reit-, Zug- und Lastentiere. Heutzutage liegt der Fokus vor allem auf dem Einsatz von Pferden im Sport-, Kultur- und Freizeitbereich sowie in der tiergestützten Therapie. Hufschmied:innen spielen in all diesen Bereichen eine entscheidende Rolle für die Gesundheit der Pferde, indem sie eng mit Tierärzt:innen zusammenarbeiten— denn „ohne Hufe, keine Pferde!“ Die traditionelle Hufbeschlagskunst wird von einer Gemeinschaft von rund 400 qualifizierten Hufschmied:innen gepflegt.
    Wissen der Hufschmiede
    Foto: Johannes Hofer