Kehren, Beschliefen, Patschokieren

und kontrolliertes Ausbrennen von Rauchfängen

Das Beschliefen (Besteigen) sowie Kehren, Patschokieren (Überstreichen rauchgeschwärzten Putzes mit dünnem Mörtel) und kontrollierte Ausbrennen von Rauchfängen, um diese von Ruß zu befreien, sind Handwerkstechniken der Rauchfangkehrer:innen, die bereits im 17. Jahrhundert zum Einsatz kamen und heute noch österreichweit professionell durchgeführt werden.

Die Geschichte der handwerklichen Tätigkeiten und Techniken rund um das Rauchfangkehren reicht bis ins Mittelalter zurück und entwickelte sich aus dem zunehmenden Bedarf an Brandschutz in Städten und unter dem Einfluss italienischer Baukultur: Vermehrt wurden mehrstöckige Stadthäuser mit komplizierten Rauchfangsystemen gebaut, die spezifisches Fach-und Erfahrungswissen notwendig machten. Die Reinigung schliefbarer Rauchfänge war eine gefährliche und herausfordernde Tätigkeit. Die dafür erforderlichen Werkzeuge wie Kehr- und Rutenbesen sowie Schereisen werden auch heute noch verwendet. Die Anzahl schliefbarer Rauchfänge verringert sich kontinuierlich, da sie nicht mehr der gegenwärtigen Bau- und Heizkultur entsprechen. Sie sind aber noch immer vor allem in historisch bedeutsamen Gebäuden in Österreich zu finden.

Die Weitergabe des Wissens der Rauchfangkehrer:innen erfolgt von Meister:innen zu Lehrlingen. Während das Handwerk bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts lediglich Männern offenstand, sind gegenwärtig rund 13 Prozent der Rauchfangkehrer:innen weiblich. Die auffällige Berufskleidung hat sich über die Jahrhunderte kaum verändert und stellt bis heute einen essenziellen Teil der gemeinsamen Identität dar. Mit dem Beruf eng verbunden sind gesellschaftliche Rituale, so z. B. die Neujahrswünsche der Rauchfangkehrer:innen. Die Vorstellung, dass die Begegnung mit einem:einer Rauchfangkehrer:in Glück bringt, hängt mit der historischen und gesellschaftlichen Bedeutung des Handwerks zusammen, da die Tätigkeiten von Rauchfangkehrer:innen wesentlich für den Brand- sowie Personenschutz waren und immer noch sind.