Märchenerzählen

Märchenerzählen ist die Kunst, Menschen mit Geschichten auf spielerische und geistig anregende Weise zu unterhalten. Persönlich erzählt – mit entsprechender Mimik und Gestik –, in einfacher bildlicher Sprache bzw. teilweise in Reimform vorgetragen, entfalten Märchen magische Faszination.
Seit Jahrhunderten wurden und werden Märchen, Sagen, Legenden und Schwänke mündlich weitergegeben. Die dialektalen Ausdrucksweisen sind ein wesentliches Merkmal der Überlieferungen. Früher wurde gerne bei der Arbeit erzählt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden viele der heute noch beliebten Märchen von den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm aufgezeichnet und in Buchform verbreitet. Ihrem Vorbild folgten auch Sammler:innen in Österreich, die hierzulande Märchen schriftlich festhielten. Heute werden Sagen und Geschichten einerseits in Erzählgemeinschaften, Kulturinitiativen, an Schulen und in Kindergärten tradiert. Andererseits entstanden aus dem Bedürfnis nach mehr Erzähltem Märchenerzähltage, Erzählkunstfestivals, Treffen von Märchenerzähler: innen – wie beispielsweise das Storytelling-Festival „grazERZÄHLT“ – und damit ein lebendiger Austausch. Unbemerkt und kaum beachtet lebt das Märchenerzählen natürlich auch noch in vielen Familien.
Das Erzählen von Märchen trägt zu einem elementaren Weltverstehen und zu moralischer Bildung bei und fördert gesellschaftliches und kulturelles Miteinander. Besser als auf jedem belehrenden Weg vermitteln Märchen und Sagen Wesentliches über die eigene und kollektive kulturelle Identität. Auch wenn Märchen weltweit, zumindest aber in Europa, sehr ähnlich in ihren Motiven sind, so spiegelt sich in ihnen die Bildkraft regionaler Gegebenheiten und Eigenarten wider. Durch das Erzählen von Märchen können Menschen verschiedener Länder und Kulturen spielerisch miteinander ins Gespräch gebracht werden, da diese Geschichten wesentliche Lebensthemen ansprechen.
Märchenerzählerin Frau Sabine
Märchenerzählerin Frau Sabine. Foto: privat
Märchenerzähler Helmut Wittmann
Märchenerzähler Helmut Wittmann. Foto: Thom Trauner