GESCHICHTE & ENTWICKLUNG LAMPAS, GAMS UND SCHNEIDERFLIEGE | GESCHICHTE & ENTWICKLUNG SEITE 27 Von der Militärmusikkapelle zur zivilen Blasmusik In der Steiermark blicken wir auf eine lange Tradition an Militärmusikkapellen zurück, die schon zur Zeit ihrer Hochblüte in der Donaumonarchie als Repräsentations- und Unterhaltungsmusik einen wichtigen kulturellen Beitrag leisteten. Mehr als 100 große Militärorchester zählte die österreichisch-ungarische Monarchie, davon waren einzelne Kapellen mit bis zu 120 Musikern ausgestattet.1 Die ersten Gründungen ziviler Blasmusikkapellen in Österreich reichen in die 20er-Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Über ein Jahrhundert später, im Jahr 1950, wurde der Bund der Blasmusikkapellen Steiermarks, der heutige Steirische Blasmusikverband, als wichtiger Grundstein für die weitere Entwicklung des steirischen Blasmusikwesens gegründet. Damit verbunden rückte auch das Thema einer einheitlichen Vereinskleidung immer stärker in den Vordergrund. Uniform und Blasmusik Die lange militärische Vorgeschichte prägte die anfängliche Uniformierung der Musiker innerhalb einer Musikkapelle. Nicht selten dienten Uniformen aus ehemaligen staatlichen Organisationen, die ihre offizielle Bestimmung durch den politischen Umbruch mit dem Zerfall der österreichisch- ungarischen Monarchie verloren hatten, als einheitliche Kleidung. Sie wurden mit der Gründung dieser Blasmusikgruppen einem neuen Zweck – nämlich als Einkleidung dieser Blasmusikkapellen – zugeführt. Das Bedürfnis und der Wunsch nach einem sichtbaren Zeichen von Zusammengehörigkeit bedingten nicht selten den Griff nach ausrangierter Militärkleidung – und seien es letztlich auch nur einheitliche Militärmützen gewesen,2 die stellvertretend für eine komplette Uniform und als gemeinschaftsbindendes Element innerhalb einer Musikkapelle standen. Die Frage nach einer einheitlichen Kleidung stellte sich bei einer Werkskapelle, einer Stadtmusikkapelle, der Postmusik oder aber auch bei einer Feuerwehrmusikkapelle nicht. Im Gegenteil, man nutzte den Umstand des Vorhandenseins einer Arbeitskleidungbeziehungsweise einer Standestracht, um diese auch gleich als Vereinstracht zu verwenden. Auch heute gibt es noch eine Vielzahl an Musikkapellen, die auf dieser Kleidertradition aufbauen und sich im Bergmannskittel und mit Schachtmütze oder Kalpak (Schachthut) – wie etwa die Salinenmusikkapelle Altaussee, die Bergkapelle Steyregg Gemeinde Wies, der Musikverein Knappenkapelle Oberzeiring oder auch die Bergkapelle Piberstein – präsentieren. Ebenso dreht es sich beispielsweise bei der EinkleiTRACHT & BLASMUSIK ZUR EINKLEIDUNG DER STEIRISCHEN BLASMUSIKKAPELLEN VONEVELYNKOMETTER 1 Eugen Brixel und Wolfgang Suppan, Militärmusik, in: Das große steirische Blasmusikbuch, Wien-München 1981, S. 40f. 2 Eugen Brixel und Wolfgang Suppan, Vom Steireranzug zur Trachtenuniform, in: Ebda., S. 153.
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