GESCHICHTE & ENTWICKLUNG GESCHICHTE & ENTWICKLUNG | LAMPAS, GAMS UND SCHNEIDERFLIEGE SEITE 28 dung der Feuerwehrkapelle Fernitz, dem Polizeimusikverein Leoben, der Postmusik Graz, der Artillerie-Traditionskapelle »Von der Groeben« oder auch beim Eisenbahner Musikverein der Europastadt Graz um eine Art historische Uniformierung. Anforderungen an eine Vereinskleidung Infolge ständiger Neugründungen von Blasmusikvereinen in der Steiermark gelang der zivilen Marsch- beziehungsweise Blasmusik der endgültige Durchbruch schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg. Gegenwärtig zählen wir mehr als 395 Musikkapellen in unserem Land, die das gesamte Jahr über mit ihren musikalischen Leistungen im Einsatz sind und viele Auftritte absolvieren. Die passende Präsentation – nicht zuletzt durch die Kleidung, die bestimmte Kriterien und Ansprüche zu erfüllen hat – ist den Musikkapellen ein wichtiges Anliegen. Denn die Kleidung der Musikkapellen steht im Rampenlicht der Öffentlichkeit: Sie muss optisch herausragend, für festliche Angelegenheiten passend und bei jeder Witterung einsatzfähig sein. Einerseits gilt es als Folge des Verbandwesens, eine geordnete, homogene, dem uniformierten Charakter zugrundeliegende Vereinheitlichung im äußeren Erscheinungsbild zu zeigen. Auf der anderen Seite bedeutet es aber auch, sich von anderen Vereinen sichtbar zu unterscheiden. Ein großes Unterfangen, berücksichtigt man den rasanten Zuwachs an neu gegründeten Musikkapellen in der Steiermark und das diesem gegenüberstehende Repertoire von rund 100 unterschiedlichen, regional zugeordneten steirischen Herrentrachten. Stadtkapelle Fehring – von der Tellermütze zur Erzherzog-Johann-Hochzeitstracht Die einkleidungstechnische Entwicklungsgeschichte der Stadtkapelle Fehring verdeutlicht in spannender Weise den Wandel im Laufe eines Zeitraumes von mehr als 100 Jahren und sei hier als anschauliches Beispiel stellvertretend für viele andere angeführt. 1875 wurde von Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Fehring eine kleine Feuerwehrkapelle gegründet. In ihren Anfängen mussten sich die Musikanten mit einheitlichen Mützen (Tellermütze beziehungsweise Feuerwehrkappe) als vereinsbindendes Erkennungsmerkmal begnügen. Darüber hinaus trugen sie bei ihren Ausrückungen Zivilkleidung, wobei hier wiederum nicht die Alltagskleidung, sondern das Sonntagsgewand gemeint war. Einen einheitlichen Anzug oder gar eine Uniform gab es nicht. Das folgte erst in den Jahren der Zwischenkriegszeit, wo laut Bilddokumenten aus dem Jahr 1926/27 Musiker im Steireranzug zu sehen sind.3 Aus der ehemals kleinen Feuerwehrkapelle wurde im Jahr 1954 eine Marktkapelle, die nun auch erstmals die Möglichkeiten nutzte, sich in einer einheitlichen Uniform – mit grauem Rock und Silberknöpfen, silberfarbigen Besätzen und Lyra, grauer Hose mit Lampasstreifen – zu präsentieren. Nach knapp zehn weiteren Jahren und viele Auftritte später wurde die zweite Vereinsuniform entwickelt, zumal damals aus der ehemaligen Marktkapelle eine Stadtkapelle hervorging und damit auch die musizierende Mitgliederzahl entsprechend anwuchs. Interessanterweise hielt man an der Grundform der ersten Uniform fest, ersetzte einzig und allein den silbernen Spiegel am Kragen durch einen dunkelgrünen und ging damit den ersten Schritt in Richtung einer regionalen Tracht. Die 1970er-Jahre waren von zwei weiteren Neueinkleidungen geprägt. Wie auch bei anderen Musikkapellen fiel die Wahl auf den »grauen Steireranzug mit steirisch-grüner Passepoilierung«4 sowie aufgenähtem Ärmelabzeichen. Auch ein rosafarbiges, seidenes Trachtentuch und ein »Original Ausseer Hut«5 werden in den Annalen erwähnt. Die Einkleidung wurde von zwei Schneiderwerkstätten in der Steiermark durchgeführt. Interessant ist in den Aufzeichnungen auch folgender Vermerk: »Finanziert wurde die Tracht vom Verein selbst. Man erhielt jedoch als Reaktion auf mehrere Bittschreiben Subventionen vom Land Steiermark und von verschiedenen Bundesministerien.«6 3 Karl-Heinz Promitzer, Stadtkapelle Fehring, Graz 1994, S. 39. 4 Ebda, S. 42. 5 Ebda. 6 Ebda.
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