HANDWERKSKUNST LAMPAS, GAMS UND SCHNEIDERFLIEGE | HANDWERKSKUNST SEITE 47 Loden ist ein weit über Österreichs Grenzen hinaus bekannter Begriff, der für Tradition, jahrhundertealte Überlieferung und Natürlichkeit steht. Vorausgeschickt werden soll, dass die Natur Grundlage und Ausgangspunkt für die Dinge des Lebens ist. So beziehen wir beispielsweise unser Verständnis für Ästhetik aus der Natur und schöpfen immer wieder aus ihrer Vielfalt an Farben und Formen. Umso bedauerlicher ist es, wenn unser Naturbewusstsein – überreizt durch städtische, naturferne Umwelteinflüsse – immer mehr abnimmt. Vielmehr sollten wir uns die Leistungen der Natur wieder verstärkt bewusst machen, zum Beispiel das Potenzial der Reinen Schurwolle – ein Material, das für die Entwicklung einer hohen Bekleidungskultur steht, zugleich aber auch ein perfekter Rohstoff, der uns dank seiner optimalen physikalischen Eigenschaften Wohlbefinden und Schutz bietet. ZUR GESCHICHTE Das Wort Loden leitet sich vom althochdeutschen Wort loda ab, das ein grobes Wolltuch bezeichnete. Aus schriftlichen Aufzeichnungen um das Jahr 1060 geht hervor, dass Kirchenfürsten und weltliche Grundherren Loden sogar gern an Geldes statt als Zins annahmen und damit einen schwunghaften Handel betrieben. Schon damals also wurden die einzigartigen Eigenschaften des Lodens von Bauern, Bürgern und dem Adel gleichermaßen geschätzt. Jahrhundertelang diente in der Folge die heimische Schafwolle unserer Bergbauern als Ausgangsprodukt für die Lodenherstellung, deren Wurzeln in Österreich zu finden sind. Diese grobe Wolle eignete sich bestens zur Herstellung von derbem, schwerem Loden. Genauso wie das Schaffell das Tier vor Kälte und Hitze schützt, wirkt der daraus gewonnene Loden klimatisierend und bewahrt seine Trägerin oder seinen Träger vor extremen Witterungseinflüssen. Wie eine Klimaanlage wirkt Loden temperaturausgleichend: im Winter wärmend und bei Wärme kühlend. Schurwollfasern können bis zu einem Drittel ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und dann langsam nach außen abgeben, ohne sich dabei feucht anzufühlen. Dank dieser Fähigkeit ist auch die elektrostatische Aufladung sehr gering. Auch wenn der Loden durch gut 1000 Jahre immer der Loden geblieben ist, ist er mittlerweile doch längst seinen Anfängen entwachsen. Heute präsentiert er sich als edles, zeitloses Wolltuch, das modisch oder traditionell, mitteloder leichtgewichtig, einfärbig oder meliert, geflauscht, glatt oder geraut hergestellt wird. LODEN HEUTE Mit der Zeit jedoch verlor die einheimische Wolle immer mehr an Bedeutung. Die Bedürfnisse der Menschen änderten sich – die Lodenstoffe wurden modischer und vor allem immer feiner. Die Loderer, wie die Lodenhersteller früher DER LODEN UND SEINE ENTWICKLUNG VONJOSEF M. LEICHTFRIED
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