HANDWERKSKUNST LAMPAS, GAMS UND SCHNEIDERFLIEGE | HANDWERKSKUNST SEITE 65 ZUR GESCHICHTE Der Bergkittel ist die traditionelle Standesbekleidung der Berg- und Hüttenleute, die sich von einer reinen Arbeitskleidung zu einer Bergmannstracht entwickelt hat. Im österreichischen und deutschen Raum gab es noch eine ältere weiße Tracht, die sogenannte maximilianische Bergmannstracht, die aus dem Mittelalter stammt und gelegentlich auch heute noch getragen wird. Als Schutz- und Arbeitskleidung unter Tag wurde sie aus grobem, rasengebleichtem, ungefärbtem Leinen hergestellt und bestand aus einem Rock mit Kapuze, Gugel genannt, und dem Bergleder, einem halbrunden Lederfleck, der mit dem Leibriemen umgeschnallt wurde und auch als Arschleder bekannt ist. Mit dem steigenden Wohlstand in den Bergbauregionen wollten die Bergleute bei festlichen Anlässen auch ihre Zusammengehörigkeit präsentieren. Die schwere und gefahrvolle Arbeit im Berg stärkte das Bewusstsein, in einer besonderen Gemeinschaft verbunden zu sein, und das sollte auch die gemeinsame Kleidung ausdrücken. Die schwarze Standestracht der Bergleute, die auch heute noch allgemein getragen wird, entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Sachsen und setzte sich bald auch in den Bergbaugebieten des Kaiserreiches durch. Vorgestellt wurde sie bei der Bergparade beim Saturnfest 1719, anlässlich der Hochzeit des Kronprinzen August von Sachsen mit der Kaisertochter Maria Josepha von Österreich. Schnitt, Stoff und Ausstattung waren zunächst durch die sächsische Kleiderordnung von 1719 reglementiert. DER BERGKITTEL (GRUBENHEMD) VONHANS WOSCHNER Die schwarze Bergmannstracht.
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