HANDWERKSKUNST LAMPAS, GAMS UND SCHNEIDERFLIEGE | HANDWERKSKUNST SEITE 75 Seit der Erfindung des Rades stellt sich vielerorts die Frage: »Gibt es eine ähnliche geniale Entdeckung?« Ähnlich ja, zumindest was das Aussehen betrifft, und nicht minder genial, bloß ein bisschen kleiner in der Ausführung. Die Rede ist vom Knopf – dem Knopf, den jeder von uns tagtäglich verwendet. Die Leistung, die er immer wieder vollbringt, und noch dazu an der Stelle, wo er soll, wird von seinen Trägern nicht mehr geschätzt, sondern schlicht nur mehr erwartet. Gänzlich schwindet jede Hochachtung, jeder Respekt. Heutzutage werden an den Knopf hohe Anforderungen gestellt: Seine Größe soll dem Knopfloch angepasst sein. Farblich und strukturmäßig zum Stoff passend soll er sein. Viele Knöpfelvorgänge soll er überstehen. Und wenn er nicht zum Knöpfeln verwendet wird, soll er als gut aussehendes Accessoire dienen. Ohne Zweifel handelt es sich beim Knopf um die schönste und praktischste Nebensache bei der steirischen Männertracht, und es wird höchste Zeit, uns das ins Bewusstsein zu rufen – denn das war nicht immer so. Vermutlich kam der Knopf im Mittelalter aus dem zentralasiatischen Raum zu uns nach Europa. Es waren auch die Europäer, die das Knopfloch erfanden, das die Leder- beziehungsweise Schnürschlaufen ablöste. Der Knopf diente zu jener Zeit hauptsächlich als Schmuckstück, als Statussymbol der gehobenen Gesellschaft. Bis eines Tages der Knopf mit dazugehörendem Knopfloch als Garderobepartner entdeckt wurde – und das verblüffenderweise von den Männern. Schnüren und Knüpfen gehörten von nun der Vergangenheit an. Der französische König Ludwig XIV. erschien angeblich zu Staatsempfängen mit einer Robe, beEINE KLEINE KNOPFGESCHICHTE VONKLAUS HIRT Die Fertigung von Hirschhornknöpfen.
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