HANDWERKSKUNST HANDWERKSKUNST | LAMPAS, GAMS UND SCHNEIDERFLIEGE SEITE 86 Der Erzherzog-Johann-Hut stellt zugleich die Urform des Ausseerhuts dar. Die wohlhabende Gesellschaft ließ sich diesen breitkrempigen Hut aus Hasenhaar-Melousine1 in Grün anfertigen (Hasenhaar wird neben Biberhaar zu einem der teuersten Filze verarbeitet, für einen solchen Hut werden rund zehn Hasenfelle verarbeitet). Auch der Hutschmuck war sehr exquisit gewählt – grüne Seidenbänder (die bis 1995 in Niederösterreich und Wien erzeugt wurden) zierten den Stock, zusätzlich wurden noch Seidenkordeln in aufwendiger Machart samt elegantem Quastenabschluss angebracht, und die Krempenunterseite wurde teilweise vollständig mit in Falten gelegter Seide ausstaffiert. Ein Hutleder diente als Schweißband, und ein liebevoll genähtes rotes Hutfutter vollendete einen solchen Hut.Anzumerken ist, dass jeder Hutmacher gerade bei der Herstellung eines Erzherzog-Johann-Hutes seine eigene Machart hatte. Die Unterschiede zeigen sich beispielsweise an der hohen oder niedrigen Form, an der teilweise konisch zusammenlaufenden Zylinderform oder an einer Ausführung, die schon beim hohen Kopf eine leichte konkave Form annimmt. Das Hutband wurde entweder direkt an der Bandstelle angesetzt oder auch einmal im unteren Drittel, so zu sehen bei der Stadtkapelle Bad Aussee. Der Hutrand mit einer Krempenbreite von acht bis zehn Zentimetern wurde seitlich nach oben geformt und mit einem Schwung verlaufend vorne tief nach unten gezogen. Zusätzlich schmückte man diesen Hut mit einem großen Gams- oder Hirschrad, oft auch in Kombination mit Spielhahn- oder Auerhahnfedern. Diese Federn waren und sind Symbole der Jäger und sollen Treffsicherheit vermitteln. Dabei sei noch etwas zu den Bruchzeichen2 am Jägerhut erwähnt, für die bereits bei der Herstellung Filzlaschen angebracht werden. Der Schützenbruch3 befindet sich rechts Randeinfassung – Vorarbeit. Randeinfassung – Fertigstellung. Hutrandbearbeitung. 1 Als Melousine bezeichnet man den Hutfilz mit einer speziellen plüschartigen Oberfläche, von frz. mélusine. 2 Zweige bestimmter Baumarten, die vom Jäger vom Baum gebrochen und symbolisch an den Hut gesteckt werden. 3 Wird nach Erlegung eines Tieres angesteckt.
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