HANDWERKSKUNST HANDWERKSKUNST | LAMPAS, GAMS UND SCHNEIDERFLIEGE SEITE 88 In der Folge kam es zu einer weiteren Verjüngung des Hutkopfes, die triangelartige Formgebung wurde aber beibehalten. Da diese Hutform sehr beliebt war, wurde sie auch von den Ausseer Hutmachern übernommen und ist seither als der Ausseerhut bekannt. Als typischer Hutschmuck eines heutigen Ausseerhutes gilt der Gamsbart, der in der Obersteiermark an der Hutrückseite stehend getragen wird, in Graz und in der Oststeiermark hingegen beinahe schon liegend auf der linken Seite des Hutrandes. BÜLLKOGLERHUT Dieser Hut ist in der Weststeiermark (Deutschlandsberg, Stainz) üblich und wird auch als Spitzhut, Zuckerstockhut oder Rosenkoglerhut bezeichnet. Charakteristisch ist seine besondere Kopfform, nämlich der zuckerhutförmige Kopf (Gupfhöhe 25 bis 40 Zentimeter). Des Weiteren weist er eine breite Krempe (Durchmesser 45 Zentimeter) auf. Geschmückt wird dieser schwarze Filzhut mit Kordeln in den Farben Grün, Rot, Gelb und Schwarz. Diese Farben zeigten früher die Besitzverhältnisse an, also ob jemand viele Weinstöcke, Wiesen, Äcker, Wald usw. besaß. Der Name Büllkoglerhut leitet sich übrigens vom weststeirischen Wort Büllkogel ab, das Ameisenhaufen bedeutet. SCHEIBENHUT Der Scheibenhut ist die ursprüngliche Form eines bäuerlichen Männerhutes und war bei Flößern, Feldarbeitern und Hirten beliebt – durch seine breite Krempe schützte er vor Regen und spendete Schatten. Scheibenhüte waren nicht nur in der Steiermark weitverbreitet, sondern auch in Tirol, Kärnten und ebenso in der Schweiz. Nur im Ausseerland wurde diese Hutform kaum verwendet. Der Kopf des Scheibenhutes ist niedrig und kugelförmig – ganz der natürlichen Kopfform angepasst – und wird in sehr dunklen Farben bis hin zu Schwarz aus Schafwollfilz gearbeitet. Der breite Hutrand von zehn Zentimetern ist nach oben geformt, und so kann sich auch einmal Regenwasser darin sammeln. Geschmückt wurde der Hut mit einer grünen Kordel, selten mit Quasten und einfachem Federgesteck. Diese Hutform wurde durch das Aufkommen der Erzherzog-Johann-Tracht immer stärker zurückgedrängt und mehr und mehr zum praktischen Werktagshut. Eine Aufwertung erfuhr dieser Hut durch eine Fertigung in Grün, so dass er auch zum Kirchgang getragen werden konnte. Heute wird der Scheibenhut zum Beispiel von der Jugendkapelle Mooskirchen und der Marktmusikkapelle Arnfels getragen. STOCKHUT Da die großscheibigen Hüte sehr teuer waren, schaffte es der kleine Stockhut ab 1825, die Scheibenhüte zu verdrängen. Charakteristisch für den Stockhut sind die sehr kleine Formgebung (wobei es rundgupfige und zylindrische Formen gibt) und die schmale Krempe. Anfangs wurde der schmale Hut jedoch als zu plump empfunden, weshalb er erst ab 1845 vermehrt getragen wurde. Der zylindrische Stockhut in Schwarz oder auch aus grünem Filz galt als wesentlich festlicher als der gupfförmige Stockhut. Um 1880 wird dieser niedrige schmalkrempige Filzhut bereits als Kopfbedeckung aller mittelsteirischen Bauern genannt. Um 1900 wurde er dann zunehmend vom Ausseerhut verdrängt, und durch die Ähnlichkeit zu diesem ist der zylindrische Stockhut zu jener Zeit oft verwechselt worden. Dazu laufen die Bezeichnungen oftmals ineinander – so könnte man auch die mächtige Hutform der Oberlandler Graz (gegründet 1883) als Stockhut bezeichnen, die Vollendung und der Schmuck der Oberlandler Hüte hingegen erinnert an den Ausseerhut. Den Stockhut findet man heute noch vereinzelt in der Oststeiermark, wo er früher stark vertreten war. Die Ortskapelle Gutenberg beispielsweise trägt die rundgupfige Form des Stockhutes, die zylindrische Form ist beim Musikverein Bairisch Kölldorf zu sehen. Auch der Grazer Zylinderhut (ein Halbzylinder) kann dem Stockhut untergeordnet werden. LAMBERG-HUT Eine wesentliche Rolle unter den steirischen Männertrachten spielt auch der Lamberg-Hut, der dem gebürtigen
RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2NDc=