LAMPAS, GAMS UND SCHNEIDERFLIEGE - Die steirischen Männertrachten

HANDWERKSKUNST LAMPAS, GAMS UND SCHNEIDERFLIEGE | HANDWERKSKUNST SEITE 91 Der Haferlschuh diente in der Alpenregion seit jeher als solider Alltags- und Arbeitsschuh. Die Bezeichnung Haferlschuh ist auf das unverwechselbare Merkmal dieses Schuhtyps zurückzuführen: dem Schaft aus einem einzigen geschlossenen runden Stück Leder. Dieser Schuhschaft hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Topf beziehungsweise einem Häferl, und so entwickelte sich daraus der Begriff des Haferlschuhs.1 Er war seinem Zweck entsprechend nie ein Festtagsschuh und wird üblicherweise nicht mit der Festtagstracht kombiniert. Zur Lederhose wird in der Steiermark ein schwarzer Haferlschuh getragen. Ob seitlich oder in der Mitte geschnürt, hängt heute vielfach von den Vorlieben des Trägers ab. Die Mittelschnürung gibt einen besseren Halt und hat bei einem hohen Rist die bessere Passform. Die ursprüngliche Schnürung war die Mittelschnürung, die seitliche Schnürung scheint oberbayerischen Ursprungs zu sein. Im Ausseerland wird die Passepoilierung statt im üblichen Schwarz in Tannengrün gehalten, da sich diese Farbe immer in der Tracht wiederfindet. Den Haferlschuh kennzeichnen ein nahtloses Vorderblatt2 und eine zwiegenähte Bodenverarbeitung. Zwiegenäht bedeutet, dass zwei Nähte (Einstechnaht und Aufdoppelnaht) DER HAFERLSCHUH VON SONJA GRILL 1 Vgl. Bertl Schuh und Helge Sternke, Der Haferlschuh – Tradition, Handwerk, Mode, Königswinter 2015. 2 Der vordere Teil des Schuhschafts. Der Haferlschuh.

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