LAMPAS, GAMS UND SCHNEIDERFLIEGE - Die steirischen Männertrachten

HANDWERKSKUNST LAMPAS, GAMS UND SCHNEIDERFLIEGE | HANDWERKSKUNST SEITE 95 »Die Strümpfe waren weiß, am Sonntag blau. Auch grüne Strümpfe waren sehr frühe im Gebrauch. Eine Spezialität der Ausseer sind die noch heute getragenen, bis über die Knöchel reichenden, aus grüner Wolle gestrickten Strümpfe.«1 So beschreibt Ferdinand von Andrian im Jahr 1905 die Stutzen der Altausseer Männertracht seit Beginn des 19. Jahrhunderts und überliefert uns – in grafischer Darstellung samt Namen – auch 20 verschiedene Strickmuster steirischer Männerstutzen. Ursprünglich wurden Männerstutzen aus Leder, Loden oder Leinen gefertigt, gestrickte Strümpfe traten gegen Ende des 16. Jahrhunderts erstmals vereinzelt auf und begannen sich im 18. Jahrhundert zu verbreiten. Historisch betrachtet waren Strümpfe eigentlich Wadenstrümpfe ohne Fußteil; der mit Fußteil versehene Strumpf hieß Socken. Was man heute als Stutzen bezeichnet, war früher also ein fußloser Strumpf, der unter der Fußsohle mit einem Steg festgehalten wurde.2 Mittlerweile hat der gestrickte Stutzen einen fixen Platz in der steirischen Männertracht eingenommen. Dass in der Steiermark bis heute so viele Strickmodeln – so werden die Strickmuster genannt – erhalten sind, ist wohl im Besonderen Frau Thekla Zeiler (1883–1960), einer fleißigen DIE STEIRISCHEN MÄNNERSTUTZEN VON SUNNA STALLMAIER 1 Ferdinand von Andrian-Werburg, Die Altausseer. Ein Beitrag zur Volkskunde des Salzkammergutes, Wien 1905, S. 77. 2 Vgl. Margot Schindler, Das Beiwerk, in: Franz C. Lipp, Elisabeth Längle, Gexi Tostmann und Franz Hubmann (Hrsg.), Tracht in Österreich. Geschichte und Gegenwart, Wien 2004, S. 135–137. Modelstricken ist eine Handwerkskunst.

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